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Erste Testfahrt mit dem neuen Subaru Impreza WRX STI
 

 

 

Friedberg – wie der Name vermuten lässt ein friedliches kleines Städtchen im Herzen von Hessen. Nur selten wird der Ort aus seiner sinnlichen Ruhe gerissen. Im Mittelalter waren es die Kanonen der Reichsburg, deren Schläge den Bewohnern das Blut in den Adern gerinnen ließen. In den späten 1950er Jahren kam Elvis Presley in die Stadt um hier seinen Militärdienst abzuleisten und das Gekreische der jungen Rock'n'Roll-Fans war wiederum markerschütternd. Und nun, fast 50 Jahre später, an einem kalten Januarmorgen, nehmen die Einwohner wieder eines dieser seltsam anmutenden Geräusche wahr, welches sich aus dem Süden der Stadt durch die Gassen ausbreitet. Es ist ein tiefes Grummeln, das unverkennbare Blubbern eines Boxermotors. Die unglaubliche Kraft von 300 Pferden schlummert in diesem Aggregat und wartet darauf, entfesselt zu werden. Dann erbarmt sich Hanns, drückt das Gaspedal durch und lässt die Kupplung kommen. Er sitzt am Steuer des neuen Subaru Impreza WRX STI, der in dieser Woche beim deutschen Importeur des japanischen Autoherstellers eingetroffen ist.

 

Ich sitze auf dem Beifahrersitz, eine von mir sehr ungeliebte Position. Und dies ist wohl auch mit ein Grund dafür, dass die folgenden Momente nur noch schemenhaft in meinem Gedächtnis erhalten sind. Zu brutal war die Beschleunigung, die mich in den Sitz drückte, zu unglaublich die Kurvengeschwindigkeiten, mit denen das Geschoss über die mittelhessischen Hügel flog und zu betörend war der Sound, den dieser Turbo-Boxermotor vor uns von sich gab. Vergeblich suchte ich mit meinen Füßen nach dem Bremspedal und auch der Griff rechts über dem Fenster war eindeutig zu wenig, um mich so weit zu beruhigen, dass ich den Kurven offenen Auges hätte entgegen sehen können. Nach einigen Kilometern endlich die erste Pause! Zeit zum Durchatmen und aussteigen. Da steht er nun vor uns, in schimmerndem Rot: der Traum eines jeden Hobbyrennfahrers. Ein Wunder der Fahrdynamik und Traktion. Aber das waren seine Vorgänger auch schon und nun soll mit diesem Modell alles noch besser werden. Kann das der neue STI wirklich? Ist er so viel besser, wie uns das Subaru seit seiner Präsentation im Oktober letzten Jahres glauben machen will?

Der Impreza vor der Reichsburg

Von der Seite sieht er aus wie eine gewöhnliche Familienlimousine - unscheinbar, ohne brachiales Flügelwerk und auch die Lufthutze ist nicht zu erkennen. "Ist das wirklich ein Turbo-Impreza?" schießt einem unwillkürlich durch den Kopf. Die Antwort findet man, wenn man den Blickwinkel ändert. Läuft man um das Auto in Richtung Motorhaube herum, so offenbaren sich bald die Motorsportgene. Da springen sie heraus, die üppigen Kotflügelverbreiterungen, welche die breiten Räder mit ihren BBS-Felgen umrahmen und auch die Lufthutze wird nun sichtbar und scheint einen Blick in die Tiefen des Motorraums gewähren zu wollen. So potent wie er ist, so sieht der neue Impreza jetzt auch aus.

Das Loch in der Haube hat uns neugierig gemacht und so öffnen wir nun dieselbe um unseren Blick über das Herz des neuen Rallyeablegers schweifen zu lassen. An diesem Ort setzt man bei Subaru scheinbar nicht auf die Vorlieben der premiumverwöhnten neuen Zielgruppe, keine störenden Plastikabdeckungen verbauen einem die Sicht wie es bei der Konkurrenz inzwischen üblich ist. Stattdessen sieht man einfach nur das Wesentliche: den Motor. Und man erkennt auf den ersten Blick, wofür er gebaut wurde. Pure Leistung soll er produzieren, nicht mehr und nicht weniger. Über allem thront der riesige Ladeluftkühler, der scheinbar versucht, alles bisher dagewesene an Größe zu übertrumpfen.

Im Innenraum hört man relativ wenig vom Motor, der Sound ist vergleichbar mit dem Vorgängermodell. Von außen allerdings ist das Klangbild deutlich besser geworden, der STI tönt jetzt auch nach Kraft.

Das Fahrwerk bietet einen guten Kompromiss zwischen komfortablem Dahinfahren und sportlichem Kurvenverhalten. Einzig in langgezogenen schnellen Kurven wirkt die Hinterachse etwas schwammig, ansonsten liegt das Auto wie ein Brett und schluckt dennoch viele Unebenheiten weg. Positiv ist hier auch die Außenansicht zu erwähnen, das hochbeinige Serienfahrwerk der alten Modelle gehört endgültig der Vergangenheit an. Tuningbedarf besteht somit nur noch für Hardcorefahrer.

In Beschleunigung und Fahrverhalten sind die Unterschiede zum Vorgängermodell ansonsten nicht spürbar. Das Auto ist gewohnt souverän, wenn man denn nicht grade im Turboloch dahinkriecht. Dieses ist nach wie vor vorhanden und sorgt für den Subarutypischen Turbobums, der einen plötzlich nach vorne katapultiert.

Im Innenraum wirkt die Verarbeitung sehr hochwertig. Endlich hat auch Subaru die Vorlieben europäischer Kunden für Detailverliebtheit entdeckt und beleuchtete Elemente, wie in den Spitzenmodellen des Legacy haben nun auch im STI Einzug gehalten. Den Puristen kümmert dies sicher nicht, der Geschäftsmann freut sich. Unter einem Rollo in der Mittelarmlehne befinden sich zwei Getränkehalter, die auch größere Flaschen festhalten, ob die verwendeten Gummilaschen allerdings auf Dauer den nötigen Halt haben bleibt abzuwarten. Ansonsten ist der Innenraum stimmig und gediegen, einzig bei einem Fahrzeug war ein Klappern an der C-Säule zu vernehmen.

Das Außendesign ist selbstverständlich eine subjektive Wahrnehmungssache und muss von jedem individuell beurteilt werden. Der Hingucker für die Playstation-Kids ist der neue freilich nicht mehr (oder noch nicht), dafür können nun auch erwachsenere Fahrer dieses Auto durch die Stadt bewegen, ohne von allen Seiten abschätzig oder bewundernd beäugt zu werden. Beim weißen STI war die vordere Plastikabdeckung vielleicht etwas zu aufdringlich, das sah bei den 06/07er Modellen sportlicher aus. Bei dunkleren Farben wird dieses Manko aber verschluckt.

Die Frage, ob sich das 5000 EUR teure Sportpaket mit Navi, Recaro-Sitzen, Keyless Entry und Startknopf, Nebelscheinwerfern, geschmiedeten BBS-Felgen und getönten Heckscheiben lohnt, ist schwierig zu beantworten. Auch die normalen STI-Sitze bieten ausreichend Seitenhalt, aber die Recaros sind einsame Spitze! Und den Motor zu starten, ohne das Zündschloss zu suchen, ist durchaus eine bequeme Neuerung.

Die beste Gelegenheit, sich selbst ein Bild vom neuen STI zu machen, wird sich den Clubmitgliedern im Frühjahr 2008 auf dem Hockenheimring bieten. Bei einer exklusiven Clubveranstaltung kann dort jeder dieses Rallyefahrzeug auf Herz und Nieren testen.

 

Text: Frank Göpfert

 

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