Prodrive-Tour 2007
Freitag früh, 3:45 Uhr, ein paar Kilometer westlich von Duisburg: Im Nebel der Nacht neben einer kaum befahrenen Bundesstraße steht ein ungewöhnliches Fahrzeug auf einem Parkplatz und wartet. Die Lichter eines weiteren Autos tauchen aus dem Dunst auf. Es brubbelt tief vor sich hin und hält direkt neben dem ersten. Zwei Männer steigen aus. Es wird unheimlich... Ach! Es sind Frank und Falk! Mit denen hätte ich ja nun nicht gerechnet... Zu solch einer Zeit an so einem Ort. Und kurze Zeit später noch ein Impreza, der von Jens mit seiner Frau und den beiden quirligen Kindern. Nun waren die acht Teilnehmer der Prodrive-Tour vollzählig und es konnte losgehen in Richtung Westen. Insgesamt fünf Länder warteten auf die Fahrer und ihre Copiloten - nach Deutschland ging es ein Stückchen durch Holland, anschließend über die belgischen Autobahnen rüber nach Frankreich und von dort durch den Eurotunnel nach England.
Blaue Autos scheinen im Tunnel besonders gefährlich zu sein und so mussten Jens und ich mal eben über 30 EUR mehr bezahlen als der silberne Impreza von Frank. Vielleicht war es aber auch einfach der Spoilerzuschlag... Auf der anderen Seite des Kanals ging es direkt wieder auf die Autobahn wo der erste einheimische Impreza nicht lange auf sich warten lies. Dieser begrüßte unsere Reisegruppe aus Deutschland standesgemäß mit einem kleinen Feuerwerk (siehe Video). Nach einer recht unterhaltsamen Fahrt erreichten wir um 11 Uhr unsere Travelodge unweit der kleinen Ortschaft Bicester. Bis unsere Zimmer frei waren vertrödelten wir die Zeit im Restaurant um die Ecke und holten anschließend erstmal eine Mütze Schlaf nach, sofern das die Hüpfbetten zuließen. Gegen 16 Uhr machten wir uns dann auf den Weg in Richtung Banbury, wo die Empfangsdame des Prodrive-Teams bereits auf uns wartete.
Zunächst durften wir die Exponate des Museums bestaunen, in dem neben dem Gruppe-A-Impreza von Colin McRae und dem WRC-Coupé von Richard Burns auch zahlreiche Fahrzeuge aus anderen Rennserien standen, in denen Prodrive Erfolge feierte. So gesellten sich zum Aston Martin auch ein Ferrari, ein Rallye-Porsche und sogar das Konzeptauto P2. Nach einer ausführlichen Inspektion aller Rennwagen folgten zwei kleine Einführungsfilme, die uns die Erfolge des Teams in den letzten Jahren nochmal in bewegten Bildern vor Augen führten.
Auf dem anschließenden Rundgang konnten wir sämtliche Bereiche der Rennsportschmiede anschauen, von der Getriebeabteilung über die Motoreninstandsetzung bis hin zur Aufbereitungswerkstatt für die verunfallten Boliden. Zusätzlich gab es einen Einblick in die Herstellung der Aston-Martin-GT-Renner und deren Straßen-Pendants, die von Prodrive in einer exklusiven Kleinserie produziert werden.
Wir konnten sogar Fahrzeuge sehen, die eigentlich gar nicht da waren. Sie sahen zwar nicht aus wie ein typischer Impreza, aber sie waren blau und die Chassis-Nummern 001 und 002 ließen bestimmte Vermutungen aufkommen. Fotografieren durften wir sie leider nicht.
Dafür erhielten wir zahlreiche Informationen über die Arbeit eines solchen Rennstalls. Es ist erstaunlich, wie viel dieses Team selber herstellt und wie klinisch sauber alle Räumlichkeiten dennoch sind. Um viele Erfahrungen reicher verließen wir nach drei Stunden Aufenthalt die Fabrikhallen wieder und fuhren ins Hotel, wo wir müde in die Betten fielen und den nächsten Tag entgegenträumten.
Dieser führte uns am frühen Morgen nach Tewkesbury, wo wir den berühmten Importeur und Tuner "Litchfield" besuchten. Bereits vor dem Verkaufsraum standen einige Schmuckstücke japanischer Hersteller, unter anderem der neue Impreza S-GT und ein Honda Civic Type R Stufenheck. Innen gab es noch mehr zu sehen. Neben zwei Type 25 stand da ein S204 und ein blauer Forester STI. Auch der Subaru R2 Type S ist in unseren Längengraden eher eine Seltenheit und machte trotz seiner geringen Abmessungen eine sportliche Figur. Das Highlight allerdings fuhr erst nach ein paar Minuten vor: ein blütenweißer Subaru Impreza WRX STI Spec C Type RA-R. Das Grummeln lief uns kalt den Rücken runter und im Nu waren alle rund um das Auto versammelt. Zum Glück war der Wagen schon verkauft, sonst wäre vielleicht der eine oder andere schwach geworden...
Der ausgiebigen Besichtigung dieses kompromisslosen Sportwagens folgte noch ein Rundgang durch die Werkstatt, wo sich einige britische Sondermodelle des Impreza tummelten. Zum Abschluss wurden wir Zeuge eines Prüfstandlaufs des leicht modifizierten Impreza S-GT, der satte 300 PS auf die Rolle brachte.
Wir verließen Litchfield mit einem weinenden Auge, mussten wir doch all dieses schönen Schmuckstücke zurücklassen und uns mit unseren ordinären Euro-Imprezas begnügen. Doch wir wurden bald wieder glücklicher, als uns das Team Frank/Falk über die engsten britischen B-Roads Richtung Süden führte. Eine Kurve jagte die andere und keiner der zahlreichen Hügel wurde ausgelassen. So konnten wir die Pferdchen unter der Haube nach Herzenslust springen lassen. Selten zuvor ging eine so lange Fahrt so schnell zu Ende . Im südenglischen Bath stand nun noch unser Kulturprogramm auf der Tagesordnung. Das malerische Städtchen war leider von Besuchern nur so überfüllt aber abseits der ausgetrampelten Touristenpfade fanden sich dennoch ein paar ruhige Wege.
Aber auch dieser Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen und so fuhren wir wieder zurück ins Hauptquartier an der M40, denn am nächsten Tag hieß es schon wieder Abschied nehmen von England. Dies taten wir natürlich nicht, ohne noch ein letztes Mal ausgiebig über die Nebenstraßen zu düsen, aber schließlich wartete unser Zug aufs Festland auf uns und brachte uns sicher zurück nach Frankreich. Bis Gent in Belgien fuhren wir noch zusammen, dann trennten sich unsere Wege und eine wunderschöne und erlebnisreiche Reise ging zu Ende. Es hat sehr viel Spaß gemacht und eine Fortsetzung wird hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lassen.