Testbericht Subaru Levorg 2016

Kleiner Turbo, große Klappe: Der SIGTC testet den Subaru Levorg 1,6 GT

Friedberg, im Frühjahr 2016: Es ist ein großes Erbe, das der Subaru Levorg antritt: Sein Vorgänger ist kein geringerer als der beliebte Legacy. Inwieweit der Nachfolger mit dem geschrumpften Motor in die großen Fußstapfen des Legacy treten kann, hat der SIGTC in einem Test im Frühjahr 2016 untersucht. Subaru Deutschland stellte dafür freundlicherweise zwei Levorg zur Verfügung: Einen weißen in der Ausstattungsvariante „trend“ und einen blauen „comfort“. Kann der Neue an die Qualitäten seines Vorgängers anknüpfen und sogar eingefleischte GT-, WRX- und STI-Fahrer beeindrucken?

Interieur

Wer hinter dem Volant Platz genommen hat, findet schnell eine angenehme und passende Sitzposition. Der Innenraum präsentiert sich in den Hauptfarben hellgrau (Himmel) und dunkelgrau, wobei letzteres durch farbige Nähte am Lenkrad und Schalthebel sowie silbrig glänzende Einlagen am Lenkrad, um die Lüftungsgitter sowie Pedalauflagen aus Edelstahl aufgelockert wird. Allgemein wirkt der Innenraum nüchtern sachlich, aber durchaus nett anzuschauen.

Die Bedienelemente sind so angeordnet, dass man sich auch ohne Blick in die Bedienungsanleitung zurechtfindet, nur das Lenkrad wirkt etwas mit Tasten überfrachtet. Etwas störend ist auch das Display in der Tachoeinheit: Dort zeigt ein nicht ausblendbarer Farbbalken immer die Wirtschaftlichkeit der aktuellen Fahrweise an. Gibt man Gas, verlängert sich der Balken in den roten Bereich, nimmt man Gas raus, verkürzt sich der Balken zu einem schmalen grünen Bereich. Das ist genauso sinnvoll wie eine unterdruckgesteuerte analoge Eco-Anzeige eines Youngtimers aus den Achtizern. Die Anzeige des Bordcomputers – mittig auf dem Armaturenbrett positioniert – lässt sich zwischen verschiedenen Anzeigeinhalten durchschalten, wobei die gleichzeitige Anzeige von Außentemperatur, Restreichweite, Uhrzeit, Tageskilometerzähler, Ladedruck und Öltemperatur für den täglichen Gebrauch am sinnvollsten wirken. Etwas enttäuschend wirkt das Infotainmentsystem, bei dem ein Navigationsgerät sogar beim blauen „comfort“ nicht integriert ist.

Die Vordersitze geben einen ordentlichen Seitenhalt, ohne dass sie beengend wirken. Geradezu großzügig ist der Platz in der zweiten Reihe. Dort finden auch größere Personen Platz, selbst wenn sich vorne keine Sitzzwerge niedergelassen haben. Beeindruckend ist auch das Raumangebot im Gepäckabteil. Es ist eben und bietet mit zwei großen Staufächern im Boden zusätzliche Möglichkeiten, allerhand Kleinkram vernünftig zu transportieren. Die asymmetrisch teilbare Rücksitzbank lässt sich auch per Fernbedienung vom Kofferraum aus umklappen. So vergrößert steht auch einer größeren Transportaufgabe nichts mehr im Wege, wobei der Boden dabei weiterhin eben bleibt. Nicht nur Impreza-Kombi-Fahrer werden da neidisch werden. Auch ein Forester scheint da nicht mithalten zu können. Die Heckklappe schwingt angenehm weit auf. Die Zuladung ist mit 483kg für diese Fahrzeugklasse durchschnittlich.

Exterieur

Wohltuend hebt sich die markante Front vom rundgeluschten Einheitslook neuerer Fahrzeuge anderer Hersteller ab, bei denen sich nur noch anhand der Form der Scheinwerfer und der Kühlermaske der Fahrzeugtyp erkennen lässt. Hier zeigt der Levorg Ecken und Kanten, deutliche Anlehnungen an den WRX STI sind zu erkennen. Der vorgeschobene Kühlereinlass, die zerklüftete Frontschürze und der ausgeprägte Frontspoiler bauen Spannung auf. Auch die Lufthutze ist weiterhin da. Durch sie bekommt der Ladeluftkühler subarutypisch seine Frischluft zugeführt. Die Karosserieline ist fließend mit leicht abfallender Dachlinie ab der B-Säule und ausgeprägtem Dachspoiler. In der Seitenansicht zeigt sind der Levorg mit leicht ausgestellten Radhäusern und markantem Schweller sportlich dynamisch. Zum sportiven Äußeren passten jedoch die auf den weißen „trend“ montierten Alufelgen überhaupt nicht. Deren Design zwängen dem Besitzer den Gang zum nächsten Zubehörhändler geradezu auf. Eine dunkle Farbe – wie beim blauen „comfort“ zu sehen – modelliert die sportive Außenhaut ganz wunderbar – vielen Dank an den verantwortlichen Subaru-Designer für den Mut zur klaren Kante.

Die Probefahrt

Leise und vibrationsarm startet der Motor auf Knopfdruck. Den Wählhebel des stufenlosen Getriebes auf „D“ gestellt und ab dafür. Ohne besonderen Nachdruck beschleunigt der Wagen, bleibt dabei leise, die simulierten Fahrstufen werden flott nachgelegt, so dass die Drehzahl immer schön niedrig bleibt. Dieses lässt sich durch Umstellen der Kennlinien auf „Sport Sharp“ beeinflussen, notfalls kann mit den Schaltpaddeln am Lenkrad jederzeit manuell eingegriffen werden. Nach ein paar Sekunden verfällt die Getriebelogik dann wieder in den Automatikbetrieb – sofern der Wählhebel in „D“ verbleibt. Es ist aber auch eine vollmanuelle Stellung möglich. Und immer schiebt dabei der Motor sehr linear und ohne besondere Spitzen an. Man beschleunigt, und wenn man auf den Tacho schaut ist man überraschend schnell.

Was auch gleich auffällt, ist ein recht trockenes Anprechverhalten der Federung ins besondere auf kurze Stöße. Sportlich straff liegt der Wagen auf der Straße. Das zeigt sich dann auch beim Fahren über die kurvigen Straßen des Taunus. Ohne große Seitenneigung durcheilt der große Kombi vollkommen neutral Radien aller Art. Der permanente Allradantrieb steuert die von Subaru gewohnte gute Traktion dazu – das Ergebnis ist ein subarutypisch sicheres Fahrverhalten. Wir haben im Bordcomputer eine Funktion gefunden, die das Regelverhalten des ESP protokolliert. Trotz nasser Fahrbahn, teilweise leichtem Schneematsch und fast schon provozierendem Fahrverhalten wurde nichts aufgezeichnet.

Interessant werkelt dabei übrigens die Start-Stopp-Automatik. Sogar direkt nach scharfer Fahrt stoppt der Motor sofort, wenn der Wagen zum Stillstand gebracht wird – und wir reden hier von einem Turbomotor. Das wird sicherlich noch für interessante Fachdiskussionen in entsprechenden Foren sorgen... Jedenfalls hilft sie wohl ein wenig, den Benzindurst zu begrenzen. Über 12 Liter Durchschnittsverbrauch zeigt der Bordcomputer jedenfalls bei Testende nach flotter Fahrt über Landstraßen an.

Fazit

Wer einen geräumigen und praktischen Kombi sucht und dabei gerne etwas extravagant abseits vom Mainstream unterwegs sein will, sollte den Levorg in die engere Wahl ziehen. Das Fahrzeug zeichnet sich durch ein sehr sicheres Fahrverhalten mit guter Traktion aus. Die Federung ist nichts für komfortverwöhnte Seelen, passt aber gut zum dynamischen Auftritt.

Technische Daten gibt es hier zu lesen:

http://www.subaru.de/fileadmin/downloads/modelle/levorg/preisedaten/levorg-preise-technische-daten-ausstattung.pdf

Text: Holger Kollenberg
Bilder: Holger Kollenberg, Achim Ginkel, Rene Hossfeld
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