Testbericht WRX 2008

Erfahrungsbericht Impreza MY08 2.5T WRX Swiss (GH)

Möglichst ohne Vorurteile und so neutral wie möglich, möchte ich Euch meine Eindrücke über den WRX 08 vermitteln. Den 08 Impreza WRX benutze ich seit rund 8.500 km täglich. Bis auf die lackierten Felgen, ist das Auto im Originalzustand.

Karosserie

Viele meiner Freunde die nicht SUBARU fahren und den neuen Impreza zum ersten Mal sehen, äussern sich positiv über die Form des neuen WRX. "Schöner ist er geworden, jetzt kann man ihn anschauen", höre ich ab und zu. Grundsätzlich gefällt das Auto und SUBARU hat wie es ausschaut, den Nerv der breiten Masse getroffen. Hingegen äussern sich erstaunlich viele Impreza Fahrer der alten Garde zum Thema Optik vollkommen kontrovers. "Mann ist der hässlich, dieses Dings da!" Nicht mal der Namen wird in den Mund genommen, dafür sind viele Subianer zu arg enttäuscht und trauern immer noch um die alte Form mit Stufenheck und Flügelwerk. Wer fühlt sich angesprochen?

Testbericht BRZ 2012Eine eigene interne Subaru Designer Crew (Andreas Zapatinas ist ja schon lange weg) ist verantwortlich für die Formgebung der neuen Karosserie, welche tatsächlich je nach Blickwinkel an einen 10 jährigen Seat Leon, an den BMW 1er, oder an den Mazda 3 erinnert. Das ist nun mal so und ich bin sicher, das ist gewollt so. Von allen etwas und das so gut wie möglich kombiniert, das muss wohl das Kredo der Designer gewesen sein. Mit den neuen Hatchback Modellen (GH) will Subaru neue Kunden gewinnen um im Markt weiter bestehen zu können und verabschiedet sich damit vom Flügelmonster Image.

Was praktisch ist, ist leider nicht immer schön: Die grossen Seitenspiegel fallen optisch sofort auf. Dafür lassen sie sich elektrisch verstellen und auch einklappen und bieten eben eine gute Sicht nach hinten.

Dadurch, dass die Original Felgen (7x17" ET 55) weit innen in den Radhäusern stehen, wirkt das Auto recht tief liegend. Trotzdem ist mit einer Bodenfreiheit von 155 mm genug Platz unter dem Auto, um damit über Feldwege (feiner Schotter ) zu fahren. Die Kotflügel bieten genug Platz für "Tuner", die breite Gummiwalzen darunter versorgen wollen. 245-er Reifen mit 8 Zoll breiten Felgen sind auch beim WRX kein Problem.

Testbericht BRZ 2012 Xenon Licht (nur Abblendlicht), Nebellampen, getönte Scheiben hinten, ein Heckdiffusor und eine formschöne Auspuffblende gefallen gut. Das Abblendlicht ist in der Farbe nicht zu grell und die Niveaukorrektur arbeitet schnell. Die Ausleuchte in der Breite ist gut, in der Weite aber nicht so toll und vor allem zu kantig. Wird das Fernlicht dazu geschaltet, ist die Ausleuchte dann sehr gut.

Die Dachantenne ist verschraubt und muss für jede Wagenwäsche in der Waschanlage abgeschraubt werden. Ich wünschte mir an dieser Stelle so ein fest installiertes Teil wie z.B. BMW es hat. Die Scheibenwischer sind gut. Das Wischfeld ist gross und die Wischer flattern auch bei schneller Fahrt nie. Die in der Windschutzscheibe unter den Scheibenwischern eingelassenen Heizdrähte sind praktisch bei Frost und arbeiten schnell. Pfeifgeräusche gibt es keine. Das mit LED Rückleuchten bestückte Heck ist gewöhnungsbedürftig. Nicht, dass ich etwas gegen LED hätte, aber die Qualität der Leuchten bzw. die der inneren Wellenprägung ist nicht das, was ich mir wünsche. Unebenheiten im verchromten Plastik gefallen mir gar nicht. Zudem haben die Leuchten eine sonderbare Konstruktion.

Die Dichtung liegt ca. 3-4 mm weiter innen als der äussere Rand der Leuchten. Das heisst, dass sich dieser Zwischenraum zwischen Karosserie und Leuchte langsam aber sicher mit Schmutz füllt und man die Dinger nur mit einem starken Wasserstrahl wieder sauber kriegt (Bild 1, Bild 2). Hartnäckigen Schmutz musste ich auch schon mal mit einem feinen Draht "auskratzen". Man stelle sich vor, wie die Leuchten in ein paar Jahren aussehen... Vor allem bei jenen Kunden, die das Auto "nur" von Hand waschen. Da besteht dringender Änderungsbedarf.

Innenraum

Die Türen des WRX lassen sich weit öffnen. Die Vordersitze mit integrierten Kopfstützen bieten guten und ausreichenden Seitenhalt. Sie sind relativ weich gepolstert und vermitteln ein etwas flauschiges Gefühl, als wären sie schon länger in Gebrauch. Lange Fahrten übersteht man dafür ohne Rückenschmerzen, das Gestühl ist sehr bequem. Das sagt auch meine Frau . Mal Platz genommen, findet jeder Fahrer die passende Sitzposition.

Testbericht BRZ 2012Der Fahrersitz lässt sich wie gehabt auch in der Höhe verstellen. Das mit Leder bezogene Lenkrad lässt sich in der Länge und der Höhe verstellen, ist griffig und hat eine angenehme Grösse. Die eingearbeiteten Bedienungstasten für die Soundanlage auf der linken und jene auf der rechten Seite für den Tempomat, sind praktisch und lassen sich recht gut bedienen.

Das Raumgefühl auf den vorderen Sitzen ist gut. Man fühlt sich geborgen und die Sicht nach vorne ist durch die grosse Frontscheibe in Ordnung. Fahren im Kreisel ist nicht so toll, da die breite und ziemlich schräg stehende A-Säule zusammen mit dem grossen Seitenspiegel einen toten Winkel bilden. Nach hinten ist die Sicht ebenfalls etwas eingeschränkt. Da ist man beim Rückwärtsfahren wiederum froh um die grossen Spiegel. Eine Demontage der Kopfstützen der Rücksitze hilft ebenfalls, die Sicht nach hinten zu verbessern. Abgesehen davon, jedes Gramm weniger zählt .

Testbericht BRZ 2012Auf die hinteren Sitzplätze lassen sich kleine Zweibeiner bequem ein- und ausladen. Isofix ist wenn gewünscht vorhanden. Zwei Erwachsene finden genügend Platz, wobei dann der 5. Platz zum Notsitz degradiert und allenfalls von einem Kind benützt werden kann. Ein Rollgurt ist auch für den mittleren Sitz vorhanden.

Die Heckklappe lässt sich mittels elektromagnetischer Verriegelung fast ohne Kraftaufwand und mit fast sauberen Händen öffnen. Der Gepäckraum ist mit 301 l nach VGA hingegen enttäuschend klein. Für leichtes Handgepäck und den Wocheneinkauf reicht es, aber unser Kinderwagen lässt sich nicht verstauen und der gilt nicht als besonders gross. Immerhin, der Laderaum lässt sich durch umlegen der hinteren Sitze auf 1216 l vergrössern, dann passt schon was rein. Ein Kinderwagen ohne Kinder zum Beispiel .

Alle wichtigen Schalter und Tasten hat der Fahrer in Griffnähe. Die Kombischalter links und rechts vom Lenkrad kommen aus dem Legacy und sind qualitativ hochwertig. Die Taste um das VDC ein- und auszuschalten liegt weit unten, wird aber praktisch nie benützt -dazu später mehr. Ein Bright-Schalter der seinen Namen wirklich verdient ist auch an Bord. Wer auch am Tag mit Licht fährt, wird ihn täglich benutzen. Schade nur, dass da nicht Bright angeschrieben steht .

Testbericht BRZ 2012In der Schweiz wird der WRX mit dem Navigationssystem-Kit von Kenwood ausgeliefert. Das Gerät kann fast alles. Es ist Navigationssystem, Bordcomputer und Musikanlage in einem. Selbst DVD Filme lassen sich damit anschauen, allerdings nur wenn der Wagen steht (dann schau ich doch lieber zu Hause am Fernseher ). Das Navi arbeitet schnell und zuverlässig. Ich muss aber zugeben, dass ich es nicht so oft gebrauche. Meistens finde ich den Heimweg auch ohne und sonst gehe ich zu Fuss . Dieses Gerät hat derart viele Funktionen, dass es einen separaten Thread im Forum verdient hat. Viele Funktionen habe ich bis heute noch nicht ausprobiert. Hier mal einfach ein paar Bilder dazu.

Die 10 Lautsprecher der Musikanlage – die in den Türen sind Koaxial-Lautsprecher d. h. Zweiwege-Lautsprecher, bei denen der Hochtöner im Zentrum der Membrane angebracht ist –klingen im Mittel- und Hochtonbereich recht gut. Der Bassbereich ist eher mager und wer gerne Bässe hat und den kleinen Kofferraum nicht durch eine Subwoofer-Röhre zubauen will, kommt fast nicht daran vorbei den Aktiv Subwoofer (120W) aus dem SUBARU Zubehör zu ordern. Wie ein Röhren-Subwoofer wummert er nicht, der kleine unter dem Sitz montierte "Flachwoofer", aber er rundet das Klangbild nach unten enorm gut ab und die Anlage macht so wirklich Freude. Mittels Equalizer lassen sich die verschiedenen Frequenzbereiche einstellen und es lassen sich drei "eigene" Einstellungen abspeichern. Das Gerät selbst bietet Grundeinstellungen für Pop, Rock, Jazz, usw., selber einstellen lohnt sich aber.

Testbericht BRZ 2012

Motor und Fahren

Der 2.5 l Boxer ist bekannt aus dem Legacy 2.5 Turbo und ist in USA schon über zwei Jahre im Einsatz. Viel Kunststoff ist verbaut. Ansaugspinne, Teile des Ladeluftkühlers und das BOV sind aus Plastik (Porsche hat auch ein Plastik-BOV ). Kunststoff ist leicht, kühlt schneller ab und ist günstiger. Aber schön ist anders.

1.600 km braucht die Maschine als Einfahrstrecke, danach darf der Motor über 4.000 U/min gedreht werden. Natürlich sollte man dann die Drehzahlen behutsam steigern und nicht gleich volles Rohr an den Begrenzer gehen.

Nach Anlassen des Motors ist kaum was von ihm zu hören. Der neue WRX ist sehr leise. Ein Vergleich (Innenmessung, Quelle AR) gegenüber dem ersten 2.5l Turbo der nach Europa kam (Forester 2.5XT), zeigt deutlich auf, wie leise der 08 WRX ist:

Standmessung: 39.5 / 40.5 db(A)
50 km/h im 3. Gang 57 / 59.5 db(A)
80 km/h im 5. Gang 61.5 / 64 db(A)
120 km/h im 5. Gang 67 / 69 db(A)

Beim Beschleunigen vor allem in den Gängen 1 und 2 ist ein turbinenartiges Geräusch zu vernehmen. Ein Mix aus Lader, Motor und Getriebe, das hat durchaus auch seinen Reiz. Boxersound gibt es keinen, denn von der Abgasanlage ist praktisch nichts zu hören. Wer das ändern möchte, kann bereits jetzt eine komplette Anlage von Maxspeed ordern.

Testbericht BRZ 2012Das Kupplungspedal geht sehr leicht und die Gänge lassen sich relativ gut einlegen. Da hat SUBARU einiges verbessert. Sogar der Rückwärtsgang geht auf Anhieb rein . Allerdings sind Gangwechsel nicht so präzise möglich, wie mit dem Schaltgestänge aus dem Zubehör (STI-Version) . Damit geht alles noch besser und schneller. Ich glaube, das wäre eine Investition wert. Vor allem schnelles schalten, mag das Original immer noch nicht so recht.

Ab ca. 2.000 U/min, hat man vom Gefühl her genügend Kraft für Vortrieb zur Verfügung. Die Gänge schliessen schön an und Beschleunigen macht in allen Gängen richtig Spass.

Motorleistung, Leistungsentfaltung, Verbrauch

Ein Besuch bei Helmut Koch in Schopfheim und eine Fahrt auf dem Rollenprüfstand (MAHA) musste schon sein . Man will doch wissen, woran man ist . Wie auf dem Leistungs-Plot deutlich zu sehen ist, steigt die Drehmomentkurve schnell und steil an und hält den Wert dann, bis die max. Leistung erreicht ist. Demnach fühlt sich der Motor eher wie ein Sauger an.

Testbericht BRZ 2012Je höher gedreht wird, umso mehr Leistung steht an. Durch den fehlenden "Bums" beim einsetzten des Laders, wie es bis jetzt von allen Subaru Turbomotoren bekannt war, entsteht subjektiv der Eindruck, das Auto wäre nicht so schnell unterwegs. Dem ist aber nicht so. Auf kurvigen Land- oder Passstrassen kann der WRX recht zügig bewegt werden. Am Berg kommt das Drehmoment gut zur Geltung, dort ist der WRX vor allem zu Hause. Der 08 WRX lässt sich schaltfaul fahren. Man kann ausgangs Kurve ruhig mal den grösseren Gang drin lassen, es geht auch so, ohne dass der Motor stottert und ohne dass man im Turboloch hängen bleibt. Dieser Motor bringt Elastizität, dass es eine Freude ist! Ein Vergleich (Quelle, beide, Auto Illustrierte) zwischen einem Impreza GT von 1999 und dem WRX 2008 bringt es zu Tage: Der 08 WRX macht's besser.

40 bis 80 km/h im 4. Gang 11.7 s / 6.2 s
80 bis 120 km/h im 4. Gang 7.2 s / 5.2 s
40 bis 80 km/h im 5. Gang 17.8 s / 10.0 s
80 bis 120 km/h im 5. Gang 11.8 s / 7.1 s

Auf der Autobahn dreht der Motor relativ hoch. Mit 120 km/h dreht der Motor mit ca. 3.400 U/min. Das ist nicht weiter schlimm, da er ja soooo leise ist. Ein 6. Gang wäre aber wünschenswert und würde den Benzinverbrauch entsprechend senken.

Die Programmierung der ECU (CAN BUS System) ist SUBARU mehr als gelungen. Mit gerade mal 0.81 bar Ladedruck ist der 08 WRX kein Rennwagen, aber ein Grand Tourismo im klassischen Sinne. Zu Recht, steht in Japan das Kürzel S-GT am Heck des neuen Impreza. Auch wenn das hierzulande nicht alle gerne sehen...

Nach Helmut Koch soll mit einer Ecutek Abstimmung (1.1 bar LD) und einer Komplettabgasanlage eine Steigerung der Leistung auf ca. 280 PS und 420 Nm möglich sein. Ob das Sinn macht, muss jeder wieder für sich entscheiden. Ist die Leistung zu hoch, muss mit Folgekosten gerechnet werden und es kann durchaus sein, dass Teile wie das Fahrwerk, die Bremsen, die Kupplung usw. überfordert sind und angepasst bzw. verstärkt werden müssen. Das kostet Geld, viel Geld. Damit will ich sagen, dass die Basis wie sie ist, gut und passend ist. Alles ist gut aufeinander abgestimmt, besser als ich es jemals zuvor bei einem Serien SUBARU erlebt habe. Ich denke mit 260 PS und 360 - 370 Nm (Ecutek 0.9 - knapp 1 bar?) wäre alles noch im grünen Bereich und der WRX könnte Original belassen werden. Wer mehr will, sollte sich den STI anschauen.

Der Durchschnittsverbrauch liegt bei ca. 11 Liter Bleifrei 95 Oktan auf 100 Kilometer. Dazu hat sich mein Auto bis heute 0.5 Liter Oel genehmigt. Nicht viel, aber trotzdem. Den Ölstand sollte man beim 2.5 l Turbo nach wie vor immer im Auge behalten.

Testbericht BRZ 2012

Fahrwerk, Bremsen

Ist eher weich und komfortabel ausgelegt. Der WRX untersteuert in zu schnell angefahrenen Kurven leicht. Ist man mit der max. möglichen Geschwindigkeit unterwegs, fühlt er sich im Kurvenscheitelpunkt und -ausgang neutral und eher wie ein Hecktriebler an. Die Lenkung ist präzise und reagiert schnell auf Lenkbewegungen. Wenn das VDC eingreift, geht dazu im Bereich Tourenzähler eine Lampe an. Dazu muss man aber schon in die Lage "rutschen", dass das Auto über alle vier Räder quer kommt. Die Einrichtung VDC lässt sich für spezielle Situationen wie z.B. fahren im Schlamm oder Schnee ausschalten.

Die Schwimmsattelbremse des 08 WRX verzögert gut und zuverlässig. 37/ 41 m (Min/Max) aus Tempo 100 km/h sind keine schlechten Werte. Bis jetzt sind sie standfest und kommen gut mit denen im Moment aufgezogenen Winterreifen von Bridgestone zurecht.

Fazit

Der WRX 2008 überzeugt mich mit seiner Alltagstauglichkeit, seiner linearen Leistungsentfaltung aus dem Drehzahlkeller und seinem angenehmen Fahrwerk, welches die unmöglichsten Unebenheiten der Strassen glatt bügelt und ein bequemes Reisen ermöglicht. Der sauber verarbeiteten Innenraum wo nichts klappert oder scheppert und die tolle Ausstattung machen den WRX in dieser Preisklasse -39600.- CHF- zum Einzelgänger. In Kombination mit seinem permanenten SUBARU Vierradantrieb steht der 08 WRX konkurrenzlos da und macht viel Freude. Jeden Tag.

Text & Fotos: Andreas Vögele
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