2. Schottland-Tour des Subaru Impreza GT Club 2008

Nach der immer noch in schöner Erinnerung stehenden Prodrive-Tour 2007 beschloss der gleiche Kern, 2008 Schottland in einem 5-Tages-Trip anzugehen. Die Tour 2007 hatte den Hunger nach B-Roads erst geweckt anstatt gestillt, und was hilft hier besser, als in das Homeland der Single Track Road vorzudringen?

Die Anreise erfolgte über die Fähre Amsterdam – Newcastle. Ein großes Schiff, welches einem (fast) jedes Abendvergnügen bot und dazu sogar Sprit und Kilometer sparen half. Nur wollte der Seegang mit hohen Wellen und Regen nicht dazu passen. So wurde die Übernachtfahrt nicht gerade erholsam, und einige Passagiere hatten hier noch am nächsten Tag mit Nachwirkungen zu kämpfen.

Der Subaru-Tross vor der "King of Scandinavia"

Tag 1:

Newcastle – Edinburgh – Birnam

Am ersten Tag erreichten wir Newcastle im Sonnenschein, die Insel schien sich also unser zu erbarmen. Nach dem Ausladen und Zollchecks trafen wir uns alle an einer Raststätte, um uns erst einmal bei einem English Breakfast zu stärken. Nach kurzer Diskussion war der Tagesplan gefasst – Edinburgh, und dann mal schauen, wie weit wir kommen. Wir nutzten die gut ausgebaute A1, um entlang der Ostküste von England nach Schottland zu fahren. So konnte man sich erstmal von der Anreise erholen und den Anblick der nun ruhigeren Nordsee genießen.

In Edinburgh ging es dann mitten ins Stadtzentrum, um Edinburgh Castle, die Altstadt und die Neustadt zu besichtigen. Offensichtlich hatten die Einwohner von unserem Vorhaben gehört und diesen Mittwoch zum Baustellen-Mittwoch erklärt. So mussten wir uns durch das Verkehrschaos quälen und standen dann auf einem Parkplatz, der uns nur eine Stunde Zeit für einen Stadtrundgang ließ. Allerdings reichte dies, um die ersten Impressionen der mittelalterlichen Burganlage und der Hauptstadt Schottlands zu erhalten.

Dann ging es über die Forth Road Bridge gen Norden, um eine kurze Imbisspause zu machen, und um abzuklären, wo denn genächtigt werden sollte. Das Dorf Birnam nördlich von Perth wurde als Ziel auserkoren, und nun qualmten die Karten, da die Strecke dorthin aus möglichst kleinen Straßen bestehen sollte. So ging es über die B-Roads durch die Dörfer Bowershall, Cleish, Dalqueich, Gilmerton und Armulree in das Glen Quaich, um dort den ersten Höhepunkt der Tour durch die „Passstraße“ nach Loch Tay zu erhalten. Auf diesem Teilstück sammelten wir schon unsere Erfahrungen mit Single Track Roads, plötzlichem Gegenverkehr sowie Schafen und Pferden auf der Straße und hatten schon den Ansatz der schottischen Highlands mit Seen wie Loch Tay und Loch Freuchie und den einsamen Bergen ohne Bewuchs.

Am Ende ging es über die Hauptverkehrsstraßen nach Birnam, wo wir ein gemütliches Bed & Breakfast fanden, welches auch über Warmwasser verfügte, wenn man den richtigen Knopf drückte. Das Finale fand dann im lokalen Pub statt, in dem das leckere Abendessen mit entsprechendem Bier gereicht wurde.

Edinbourgh: Spätestens hier wußte jeder, auf welcher Seite es langgeht...

Tag 2:

Birnam – Blair Castle – Tomatin – Fort William

Am nächsten Morgen starteten wir nach ausgiebigem Scottish Breakfast (mit Haggis) Richtung Norden und folgten der A9 bis Blair Athol, wo uns das malerische Blair Castle erwartete. Dort machten wir einen Spaziergang im angrenzenden Garten und verwirrten die Touristen bei der Subaru-Parade vor dem Schloss. Den Fahrzeugen sah man schon nach dem ersten Tag die engen Straßen an, entsprechend dreckig im „Rallye-Style“ waren sie schon geworden.

Nun ging es weiter gen Norden, mitten durch die Highlands bis nach Tomatin, wo eine der größten Whiskybrennereien Schottlands besucht wurde. Nach intensiven Tests der verschiedenen Alterungen (12 oder 18 Jahre?) wurden einige Schätze gebunkert und sicher in den Fahrzeugen verstaut. Nun ging es über feinste Single Track Roads Richtung Great Glen. Einige der Teilnehmer testeten nun die möglichen Geschwindigkeiten und mussten feststellen, dass man nicht alle Kurven einfach schneiden kann – es könnten Steine auf der Innenseite liegen. Über den Highland Rollercoaster ging es nach Spean Bridge, wo wir in unserer Lieblings-Restaurantkette eine Stärkung erhielten.

Dort wurde die Übernachtung in der Nähe von Fort William klar gemacht, in einem alten Jagdhaus. Da noch genügend Zeit war, wurde noch eine Extraschleife um die Halbinsel von Loch Shiel gemacht. Nach einem kurzen Ausritt auf „feinem“ Schotter teilten sich die Gruppen. Die einen fuhren die schnelle Runde komplett, mussten aber aufgrund Spritmangels mit der Fähre abkürzen. Die anderen machten noch einen Abstecher ans Glenfinnan Monument mit der Eisenbahnbrücke aus Harry Potter und Fort William.

Am Abend saßen wir alle zusammen im Bed & Breakfast bei Sandwiches und Bier und planten den nächsten Tag, der einiges zu bieten hatte…

Blair Castle

Tag 3:

Fort William – Eilean Donan Castle – Ullapool

Zuerst wurden wieder die Autos gepackt, und wieder wurde der Vorteil des einzigen Kombis im Bunde gnadenlos genutzt. Dachhohe Beladung erlaubte es, mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern zwei Wochen lang Urlaub zu machen. Selbst Kinderwagen und Rückentrage passten hinein. Wozu braucht man bitte einen Van?

Die Nacht hatte die Landschaft weiter dramatisiert, es war Schnee gefallen auf die Spitzen der Berge. So fuhren wir vorbei an den höchsten Punkten Großbritanniens Richtung Nordwesten, an Loch Garry vorbei, und machten eine kurze Pause an Loch Cluanie. Hier machte sich unser Starfotograf Frank G. wieder auf den beschwerlichen Weg, die besten Bilder zu schießen.

Danach kamen wir dann bei Eilean Donan Castle an, bekannt durch Filme wie Highlander oder James Bond. Diese Burg in Loch Duich wurde von uns genauestens inspiziert und das obligatorische Beweisfoto gemacht.

Jetzt war es Zeit für einen der Höhepunkte der Tour, die steilste Bergstraße Großbritanniens, den „Pass of the Cattle“ Richtung Applecross. Gut, die Leute mit alpinen Erfahrungen werden über diesen Pass lächeln, aber wir hatten oben auf dem Pass ein wenig Schnee und sahen sogar ein paar Graupelschauer (was mit Sommerreifen doch einige Schweißtropfen erzeugt). Oben auf dem Pass angekommen zeigte uns eine Ureinwohnerin, warum Single Track Roads doch etwas kniffelig sind und nur erfahrenen Fahrzeugführern empfohlen werden können: Für das Rückwärtsfahren von circa 20 m brauchte sie echte 5 min. Wahrscheinlich hatte sie den Führerschein im britischen Lotto gewonnen.

Oben angekommen erschloss sich uns ein toller Ausblick auf die Isle of Skye und die gesamte Umgebung. Nun ging es die Küste entlang gen Norden, und hinter jeder Ecke tat sich eine neue, dramatische Szenerie auf. Von der kargen, nur von Moos bedeckten Landschaft bis zu nahezu urwalddichten Zauberwäldern reichte die Palette. Auch hier teilte sich die Gruppe wieder in die Hardcore-Fahrer und die Genießer. So fuhren die einen und genossen Fish & Chips, während die anderen in Inverewe Garden vergeblich nach Seehunden Ausschau hielten. Allerdings waren dort Palmen und südliche Pflanzen genauso vertreten wie Monster-Rhododendron.

Am Abend trafen wir in unserer Unterkunft in Ullapool, direkt am Loch Broom, ein und genossen den Abend im Pub in Ullapool, direkt am Hafen.

Die Kolonne in einem verwunschenen Wäldchen...

Tag 4:

Ullapool – Inverness / Cawdor Castle – Loch Ness – Glen Coe – Stirling

Am Tag vier ging es früh Richtung Inverness. So hatte man bei leeren Straßen erneut den freien Blick auf die Berglandschaften. Ein kurzer Stopp bei der Subaru-Garage in Beauly wärmte unsere Herzen, und so konnten die einen dann in Ruhe die Pringle of Scotland Weberei und die anderen das Cawdor Castle besichtigen.

Wir trafen uns am Loch Ness, in Drumnadrochit, wieder, um die obligatorischen Mitbringsel in den Nessie-Shops zu ergattern und den finalen Kick der Sträßchen Schottlands durch den Schotterweg südlich von Tomich zu erhalten. Während sich die STIs auf dem Schotter austobten, nutzte die WRX-Truppe die Zeit, die Wasserfälle zu besichtigen und Blaubeeren zu pflücken. Genau das richtige bei strahlendem Sonnenschein.

Da am nächsten Tag die Abfahrt von Newcastle schon gebucht war, mussten wir möglichst weit südlich gelangen. So brachen wir schnell wieder auf und fuhren über Fort William und Glen Coe. In Glen Coe und Rannoch Moor wurde die karge Landschaft durch den Sonnenuntergang noch verstärkt. Kapitale Hirsche standen am Straßenrand, und spätestens hier war jedem klar, dass eine Wiederholung notwendig ist. Einige nutzten die letzten Lichtstrahlen, um Glen Orchy noch zu durchfahren, eine einzigartige Single Track Road mit vielen Hügeln und Senken. Am Ende erreichten wir Stirling im Dunkeln und konnten Stirling Castle in voller Beleuchtung betrachten.

Tag 5:

Stirling – Newcastle

Am letzten Tag ging es darum, den schönsten Umweg nach Newcastle zu finden. Die eine Gruppe nahm die Hochstraße südöstlich von Edinburgh durch Longformacus und Dun, die andere die Sträßchen zwischen Lockerbie und Newcastle unter die Räder. Noch einmal konnte jeder die nicht ausnivellierten kleinen Straßen mit Linksverkehr genießen, und wir trafen uns am Anleger in Newcastle, um nun gemeinschaftlich die Rückreise mit dem Schiff anzutreten. Alle haben unvergessliche Eindrücke gesammelt, und auch die Fahrzeuge sahen entsprechend „mitgenommen“ aus.

So wurde noch lange am Abend auf der Fähre über die zurückliegenden knapp 2000 km diskutiert und schon der Ansatz für eine erneute Tour 2010 gemacht.

Text: Jens Gusdorf; Fotos: Frank Göpfert